Ernährung bei Magen-Darm-Erkrankungen
Bei der akut entzündeten Magen- oder Darmschleimhaut oder bei einem Geschwür muss in erster Linie die Entzündungsursache beseitigt werden. Strikte Regeln für eine spezielle Magen-/Darmdiät werden heutzutage im Allgemeinen nicht mehr aufgestellt. Gerade in Bezug auf die Magenerkrankungen konnte bisher für keine Diätform bewiesen werden, dass die Gesamtmenge der gebildeten Salzsäure gesenkt und damit die Heilung gefördert wird.
Ernährung im akuten Stadium
Die Kost ist je nach Schweregrad der Erkrankung auszurichten. Bei einem schweren Krankheitsverlauf sollte erst einmal auf alle Faktoren verzichtet werden, die zu einer Reizung des Verdauungstraktes führen können. Am besten beginnt man mit ein bis zwei Teetagen: Schwacher Tee wird mundwarm und ohne Zusätze schluckweise getrunken, regelmäßig über Tag und Nacht verteilt. Danach kann Schleimsuppe hinzugenommen werden. Sie wird aus Getreide, zum Beispiel Haferflocken, Wasser und wenig Salz gekocht. Je nach Verträglichkeit werden die Breie schrittweise ergänzt mit Milch und Öl, sowie mit gekochtem und zerkleinertem Obst, Gemüse und Fleisch. Wichtig ist, jeweils milde Sorten zu wählen und alles in "breiiger" Form zu sich zu nehmen.
Diese Kost enthält meist nicht alle Nährstoffe in ausreichender Menge, so dass sie nur eine bestimmte Zeit eingesetzt werden sollte. Bei Besserung des Befindens kann zunehmend auf feste Nahrung umgestellt werden, bis eine leichte Vollkost vertragen wird. Positiv auf das Befinden wirkt sich häufig die Verteilung der Nahrung auf mehrere kleine Mahlzeiten aus.
Die leichte Vollkost
Bei einem milden Verlauf beziehungsweise nach Abklingen der akuten Erkrankung wird die Ernährung auf leichte Vollkost umgestellt. Das bedeutet, dass es keine prinzipiellen Diätvorschriften gibt, schwer bekömmliche Lebensmittel und Speisen aber gemieden werden. Die leichte Vollkost ermöglicht die ausreichende Versorgung der Betroffenen, die zum Teil erheblich geschwächt sein können.
Beobachten Sie, ob Sie Milch und Milchprodukte gut vertragen. Bei manchen Betroffenen entwickelt sich eine Milchunverträglichkeit. Dann sind diese Lebensmittel zunächst zu meiden.
Auch "erlaubte" Speisen dürfen nicht verzehrt werden, wenn sie Ihnen nicht gut bekommen.
Extreme meiden
Verzichten Sie auf sehr saure, süße, salzige, stark gewürzte, heiße oder eiskalte Speisen. Scharfe Gewürze sind ungeeignet. So erhöhen zum Beispiel scharfer Senf, Paprika oder Meerrettich die Produktion von Magensäure.
Vorsicht bei blähenden Gemüsen
Auf blähende Gemüsearten wie Zwiebeln, Bohnen und Kohlgemüse sollten Sie zunächst verzichten. Nach und nach können Sie dann mit geringen Mengen ausprobieren, ob Sie sie wieder vertragen. Das Gleiche gilt für Paprikagemüse, Gurken- und Kartoffelsalat, rohes Stein- und Kernobst sowie Hülsenfrüchte.
Fette Speisen und frisches Brot: schlecht bekömmlich
Auch sehr fette Speisen oder fettreiche Backwaren, frisches Brot und Vollkornbrot führen erfahrungsgemäß häufig zu Beschwerden.
Bekömmliche Zubereitungsarten wählen
Bevorzugen Sie die Zubereitungsarten Kochen, Dämpfen, Dünsten oder Schmoren. Geröstete, frittierte oder scharf gebratene Speisen sind meist schlecht bekömmlich.
Ballaststoffe: wichtig für die Verdauung
Bei Verbesserung des Befindens und guter Akzeptanz der angebotenen Nahrung sollte langfristig auf einen ausreichenden Gehalt an Ballaststoffen geachtet werden. Ballaststoffe sind verschiedene unverdauliche Nahrungsbestandteile mit unterschiedlicher Zusammensetzung und Beschaffenheit. Da einige von ihnen faserige Strukturen aufweisen, werden sie auch Pflanzenfasern oder Faserstoffe genannt. Die wichtigsten Ballaststoffe sind Zellulose, Hemizellulose, Pentosane und Pektine. Mit der Nahrung zugeführte Ballaststoffe quellen durch Wasseraufnahme auf, vergrößern so den Darminhalt und bewirken eine Anregung der Darmbewegungen. Darüber hinaus binden sie Gallensäuren, Cholesterin sowie Schadstoffe und beeinflussen die Darmbakterienbesiedlung günstig. Ballaststoffreiche Nahrung hat eine höhere Verweildauer im Magen und sättigt anhaltender als faserarme Kost. Wichtigste Ballaststoffträger sind Getreide (ganzes Korn), Vollkornprodukte, Gemüse und Obst.
Bei einer ballaststoffreichen Ernährung muss immer auf eine genügend große Aufnahme von Flüssigkeit geachtet werden, da Ballaststoffe zum Quellen Wasser brauchen.
Ernährung bei Reizmagen
Bei funktionellen Erkrankungen gibt es ebenfalls keine spezielle Diät. An erster Stelle sollte die Lebensweise und das Essverhalten geändert werden. Auf alle Lebensmittel, die bei Ihnen Beschwerden auslösen, sollten Sie konsequent verzichten. Die Führung eines Ernährungsprotokoll kann helfen, schlecht verträglichen Nahrungsmitteln auf die Spur zu kommen.
Hilfreich ist es für viele Betroffene, Entspannungstechniken zu lernen, um Stress abzubauen.
Tipps zur besseren Verträglichkeit der Nahrung sollten eigentlich von jedem beherzigt werden, ganz besonders aber von Patienten mit Magen-Darm-Problemen. Denn die Nahrung wird auf diese Weise besser bekömmlich:
- Essen Sie langsam: Ruhe beim Essen und ausführliches Kauen bereiten nicht nur die Nahrung besser für die Verdauung vor, sie entspannen auch Körper und Geist. Beobachten Sie sich einmal und zählen Sie, wie oft Sie einen Bissen kauen. Insbesondere wenn wir "nur so nebenbei" essen, zum Beispiel beim Fernsehen, Zeitung lesen oder diskutieren, verschwinden schnell einmal mehrere Happen hintereinander im Mund und landen schlecht gekaut im Magen.
- Bevorzugen Sie kleinere Mahlzeiten und essen Sie regelmäßig:Damit kommen Magen und Darm besser zurecht und werden nicht unnötig belastet. Am günstigsten sind drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten.
- Vermeiden Sie Extreme: Die Ernährung beim Reizmagen sollte möglichst ausgewogen, nicht einseitig und ohne Extreme sein. Mit anderen Worten: Essen Sie nicht zu süß, zu salzig oder zu fett, und meiden Sie starke Gewürze. Getränke mit viel Kohlensäure, Zucker oder Alkohol sind ebenfalls ungeeignet. Außerdem sollten Speisen und Getränke angenehm temperiert sein – weder zu heiß, noch eiskalt.
Ernährung bei Refluxerkrankung
Auch hierbei gibt es keine besondere Kostform. Leichte Beschwerden lassen sich in der Regel durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten in den Griff bekommen:
- Vier bis sechs kleine Mahlzeiten sind besser als wenige große. Das letzte Essen am Tag sollte knapp ausfallen und drei Stunden vor der Bettruhe verzehrt werden.
- Kleine, eiweißreiche Mahlzeiten haben einen günstigen Einfluss auf den Schließmechanismus, fett- und zuckerreiche Speisen hingegen eine negative Wirkung.
- Trinken Sie keinen Alkohol, vor allem abends. Meiden Sie auch Süßigkeiten (besonders Schokolade), süße Getränke, Kaffee, schwarzen Tee, scharfe Gewürze, Zitrusfrüchte und Nikotin. Fettreiche Speisen, zum Beispiel fette Fleisch-, Fisch-, und Käsesorten, Frittiertes, Chips, Mayonnaise oder Sahnesoßen sind ungünstig. Bevorzugen Sie die fettarmen Varianten, beispielsweise auch bei den Milchprodukten (fettarme Milch statt Vollmilch, Naturjoghurt statt Sahnejoghurt).
- Menschen mit Übergewicht sollten versuchen, ihr Normalgewicht zu erreichen. Denn die überzähligen Pfunde erhöhen den Druck im Bauch – im Liegen kann das dazu führen, dass der Mageninhalt leichter nach oben “gedrückt” wird.
Noch ein Tipp für die Nacht: Schlafen Sie mit erhöhtem Oberkörper. Das verhindert oder mindert den Rückfluss des Mageninhalts in die Speiseröhre.
Stärkere Beschwerden sollten auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden. Wahrscheinlich wird der Arzt Medikamente verschreiben; unter Umständen ist eine Operation notwendig.